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13. Kapitel

Eine englisch-deutsche Liebesgeschichte

 

Eines Tages taucht in Sonderlingen in einem im Schritt prall gefüllten, eng anliegendem, fast platzendem Tanzkostüm Adam Slow auf.

   Zunächst wusste keiner, warum, wieso und woher es ihn gerade nach Sonderlingen verschlagen hatte. Später kamen vage Erklärungsversuche auf. Er komme aus Foxhall,  in der Grafschaft Somerset gelegen.

   Dort sei er Solotänzer in einer vagabundierenden Schauspielertruppe gewesen. Es sei von einer hitzigen Liebschaft die Rede gewesen, die in einer plötzlichen Eiszeit geendet habe.  

   In einer für Sonderlingen sonderbaren Sprache singend, keltischen Ursprungs, wie unser englischkundiger Schuldirektor Egidius Schlaumeier später meinte erkannt zu haben,  drehte er eineinhalb Stunden lang auf unserem Sonderplatz die herrlichsten Pirouetten, von vollem, hellem Mondlicht einer Sonderlinger Nacht umflossen, sich selbst mit einem Tamburin den Takt gebend.

   Unter den vielen, die fasziniert dem Tun von Adam Slow zusahen, befand sich auch unsere alte Jungfer Rose Zweig. Sie war gerade dabei, ihre tagsüber unverkauften Blumen für die Nacht in gefüllte Wassereimer zu stellen.

   Für sie selbst – und auch für alle anderen, die diesem wunderschönen, mondbeschienenen Solotanz von Adam Slow zusahen völlig überraschend, entnahm Rose Zweig einem dieser Eimer eine wunderschöne, langstielige Baccararose.

   Mit trippelnden, jungfräulichen Schritten, beides im Auge behaltend, die Baccararose und Adam Slows im Schritt prall gefüllte Tanzbekleidung, näherte sich Rose dem in sich versunkenen Solotänzer.

   Als sie vor ihm stand, hörte Adam Slow auf, sich tänzerisch und  keltisch zu artikulieren, beendete die letzte Pirouette mit einem weit ausholenden Schwung und fiel fast in die Baccararose haltende Rose Zweig hinein.

   Wenn es himmlische Augenblicke gibt, so war dies sicher einer von ihnen. Adam Slow und Rose Zweig erkannten auf Anhieb einander, fanden endlich das, was sie jahrelang, er tänzerisch, sie blumig, vergeblich gesucht hatten.

   Rose Zweig empfing Adam Slow noch in der gleichen Nacht in ihrem jungfräulichen, herrlich duftenden, praktisch unbenutzten Blumenbeet. Es war der Beginn einer  ganz großen Liebe, von der in Sonderlingen noch lange, lange Zeit gesprochen werden sollte.